Herkunft
Die Besiedlung Islands begann im Jahr 874 n. Chr. durch norwegische Adelsbauern, Wikinger und Schotten. Mit den Siedlern gelangten norwegische und keltische Ponys nach Island.
Bereits 930 n. Chr. wurde durch den Allthing, der höchsten, gesetzgebundenen isländischen Volksversammlung, ein Einfuhrverbot für Pferde verhängt. So wurde der Pferdebestand über 1000 Jahre in isolierter Reinzucht gehalten. Auch heute dürfen keine Pferde eingeführt oder nach sportlicher Verwendung im Ausland rückgeführt werden.
Die Lebensbedingungen auf der Insel brachten es mit sich, dass bei der natürlichen Zuchtauswahl nur die härtesten und anspruchslosesten Tiere bestehen und sich fortpflanzen konnten. Jahrhunderte herrschte auf der Insel materielle Not und die Pferde waren gänzlich auf eigene Nahrungssuche angewiesen. In strengen Wintern kamen viele um. So wurden beispielsweise 1783/84, als nach starken Vulkanausbrüchen viel Weideland verloren ging, bei einem sehr strengen Winter schätzungsweise 70% des Ponybestandes vernichtet.
Islandpferde wurden bei allen anfallenden Arbeiten sowie zu Reisen und Transporten eingesetzt. Gleichzeitig galten sie als Kamerad und Statussymbol. Nachdem zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele Pferde als Grubenponys nach Großbritannien exportiert worden waren, begann in den 50er Jahren der Export von Reitpferden in verschiedene europäische Länder. Im Jahre 1968 wurde in Deutschland der Islandpferde Reiter- und Züchterverband (IPZV) e.V. gegründet, der sich intensiv mit der Förderung von Zucht, Sport und Freizeit mit dem Islandpferd beschäftigt. Durch die Gründung der Föderation Europäischer Islandpferde-Freunde (FEIF) im Jahre 1970 wurde eine Basis internationaler Zusammenarbeit in den Bereichen Zucht und Sport geschaffen.
Pferdebestand
Der Pferdebestand im Ursprungsland beläuft sich auf rund 100.000 Tiere. Darüber hinaus ist das Islandpferd inzwischen in ganz Europa, den USA, Kanada und Neuseeland verbreitet. In Deutschland leben derzeit rund 50.000 Islandpferde, davon ca. 800 eingetragene Hengste und 4.000 eingetragene Stuten.
Gangarten
Die meisten Islandpferde beherrschen neben den Grundgangarten zumindest die Gangart Tölt, abhängig von ihrer Veranlagung auch Rennpaß.
Schritt
Der Schritt ist ein Viertakt in acht Phasen. In der Phasenfolge wechseln sich immer Dreibein- und Zweibeinstützen ab, wobei diese jeweils abwechselnd diagonale und laterale Zweibeinstützen sind.
Die Hufe fußen dabei in der Reihenfolge hinten links, vorne links, hinten rechts, vorne rechts auf.
Gewünscht ist ein klarer, gleichmäßiger Viertakt bei schreitenden, gelösten, leichten, raumgreifenden und flüssigen Bewegungen. Er soll mit gutem Ausdruck und Selbsthaltung gezeigt werden.
Trab
Der Trab ist ein Zweitakt in vier Phasen. Er ist eine gesprungene Gangart mit diagonaler Fußfolge. Nach dem Abfußen der einen Diagonalen und vor dem Auffußen der anderen Diagonalen entsteht eine Sprungphase.
Das Islandpferd soll taktklaren, federnden Trab zeigen. Gewünscht sind leichte, raumgreifende Bewegungen bei ausdrucksvoller Haltung.
Galopp
Der Galopp ist ein Dreitakt mit sechs Phasen. Man unterscheidet zwischen Rechts- und Linksgalopp. Zuerst fußt die äußere Hinterhand auf, dann folgt die Diagonale (inneres Hinterbein und äußeres Vorderbein) und schließlich das innere Vorderbein. Darauf folgt eine Sprungphase.
Der Galopp soll einen deutlich gesprungenen, regelmäßigen Dreitakt mit Aufwärtsbewegung aufweisen.
Tölt
Der Tölt hat die gleiche Fußfolge wie der Schritt, aber ist im Gegensatz zum Schritt keine schreitende, sondern eine gelaufene Gangart. Im Tölt verliert das Pferd nie seine unmittelbare Bodenstütze. So hat der Tölt keine Sprungphase. Die Beine des Pferdes fußen in der Reihenfolge hinten links, vorne links, hinten rechts, vorne rechts nacheinander ab.
Phasenfolge im Tölt: Einbeinstütze hinten links, laterale Zweibeinstütze, Einbeinstütze vorne links, diagonale Zweibeinstütze, Einbeinstütze hinten rechts, laterale Zweibeinstütze, Einbeinstütze vorne rechts, diagonale Zweibeinstütze.
Der Tölt soll leicht zu reiten sein. Klarer, sicherer Takt bei energischen Bewegungen und Leichtigkeit in der Vorhand sollen den Tölt des Islandpferdes auszeichnen. Die Hinterhand trägt durch ihre Bereitschaft zur Gewichtsaufnahme zu geschmeidigen Bewegungen bei; dies ist an der gesenkten Kruppe erkennbar. Im Tölt sollen hohe, weit ausgreifende und runde Aktionen gezeigt werden.
Rennpass
Im Rennpass springt das Pferd von einem lateralen Beinpaar auf das andere. Es ist also ein Zweittakt mit vier Phasen. Phasenfolge im Rennpass: Laterale Zweibeinstütze, Sprungphase, laterale Zweibeinstütze, Sprungphase.
Der optimale Rennpaß des Isländers ist ein „fliegender Paß“, der sich durch deutliches Vorwärtsspringen bei guter Geschwindigkeit und großer Paßsicherheit auszeichnet. Bei voller Energie, Kraft und Schub soll eine mittlere Aufrichtung und eine optimale Streckung der Vorder- und Hinterbeine erreicht werden.
Erscheinung
Islandpferde sind leistungsbereite Reitpferde für Freizeit und Sport. Sie erreichen ein Stockmaß von 1,30m bis 1,45m.
Der Kopf soll ausdrucksvoll und trocken sein, ein klares, großes waches Auge, große Nüstern und gute Ganaschenfreiheit haben.
Der Hals soll ausreichend lang und gut aufgesetzt sein. Die Mähne dicht.
Der Rücken soll federnd elastisch und gut bemuskelt mit ausgeprägtem Widerrist sein. Gewünscht wird eine lange, schräge Kruppe mit ausreichender Breite und kräftiger Bemuskelung.
Das Fundament soll trocken sein, mit kräftigen und markanten Gelenken. Die muskeltragenden Gliedmaßen sollen möglichst lang ausgebildet sein, die sehnen- und bändertragenden Gliedmaßen demgegenüber eher kurz.
Interieur
Die Pferde sind respektvoll gegenüber dem Menschen, dabei im seelischen Gleichgewicht und frei von Untugenden. Der Isländer zeichnet sich durch angenehmen Vorwärtsdrang und hohe Leistungsbereitschaft aus. Er ist selbständig und lebhaft, dabei aber brav und zuverlässig.
Verwendung
Durch sein angenehmes und umgängliches Wesen bei gleichzeitig sehr gutem Temperament ist das Islandpferd ein idealer Freizeitpartner
Im Bereich der Islandpferde-Reiterei hat sich eine Sport- und Turnierszene entwickelt. Es gibt eine spezielle Ausbildungs- und Prüfungsordnung, nach der die Turniere ausgeschrieben werden. Im Sportbereich werden die Isländer in speziellen Gangprüfungen (Töltprüfungen, Viergang, Fünfgang, Paßprüfungen, Paßrennen) vorgestellt.